Am 1. und 2. Oktober fand in Frankfurt am Main die 10. TYPO3 Konferenz (T3CON) statt. Nach der offiziellen Konferenzeröffnungsrede, bei der auch einige Mitglieder der Community ausgezeichnet wurden, hielt Kasper Skårhøj, der Erfinder von TYPO3 eine unterhalsame Präsentation, die sich vor allem mit der Entwicklung der Community in den letzten Jahren befasste. Er zeigte einige Webseiten bekannter Marken und Hersteller, die alle mit TYPO3 umgesetzt worden sind und zeigte Anhand von anschaulichen Grafiken die weite Verbreitung von TYPO3 in Deutschland.
Da mich die Entwicklung der neuen TYPO3 Version 5 (Codename Phoenix) und des dazugehörigen Frameworks FLOW3 besonders interessiert, habe ich mir viele Vorträge zu dem Thema angeschaut. Beim Vortrag „The current state of TYPO3 Phoenix“ von Robert Lemke (einer der Hauptentwickler von Phoenix) wurden viele der neuen Entwicklungen vorgestellt, meistens anhand von beeindruckenden Beispielen – so z.B. der neue Editor Aloha, das User Interface und die Security Implementation.
Der anschließende Vortrag „A taste of Phonix“ beschäftige sich vor allem mit dem Design der neuen Benutzeroberfläche. Dabei wurden zunächst die Anwendergruppen definiert, die das System später bedienen sollten. Entsprechend diesen Benutzergruppen wurde dann das Interface konzipiert. Mit Hilfe von Wireframes wurde das grobe Layout immer wieder angepasst, um die Benutzbarkeit zu verbessern. Außerdem ist angedacht, viele Abläufe, die der Benutzer von anderen Programmen kennt (Drag and Drop, Doppelklick zum Bearbeiten), in das neue TYPO3-Interface zu integrieren. In der zweiten Hälfte wurden dann das bisher entwickelte Design-Konzept nun tatsächlich in Form von bunten Bildchen vorgestellt. Alles wird mit CSS3 und HTML5 umgesetzt werden und die Anpassung an das Firmeneigene CI wird mit Hilfe von Hintergrund-Wallpapern möglich.
Slides Präsentation Taste of Pheonix
mehr Präsentationen und Screenshots der neuen GUI
Nach dem reichhaltigen Lunch ging es dann weiter mit dem „TYPO3 User Interface with ExtJS“. Bei ExtJS handelt es sich um ein JavaScript-Framework, was vor allem Steuerelemente bereitstellt.
Slides Präsentation User Interface with ExtJS
Im nächsten Vortrag stellt Robert Lemke das neue TypoScript vor. Die TYPO3-eigene Konfigurationssprache wird überarbeitet. So ist die neue TypoScript-Syntax für den TYPO3-Einsteiger leichter verständlich, der mächtige Stdwrap wird von Processors abgelöst, die If-Abfragen sind endlich nachvollziehbar und das Beste: TypoScript-Objekte werden direkt Klassen zugeordnet, und durch die Verwendung von Namespaces wird es möglich sein, eigene Klassen in TypoScript zu verwenden. Ich persönlich freue mich sehr auf die neue TypoScript 2 Engine.
Slides Präsentation TypoScript 2.0
Danach folgte ein ebenfalls sehr guter Vortrag zum Thema Sicherheit in FLOW3:
Slides Security Framework
FLOW3 Security Framework
Das Konzept hinter der Security Implementation ist sehr beeindruckend und enthält sehr viele gute Ansätze, die man auch in der eigenen Software einsetzen kann. Daher ist dieser Vortrag nicht nur im Bezug auf FLOW3 interessant. Wichtiger Gedanke: Functionality stays, but policies can change. Gut ist auch die Implementation von Datei-Downloads, die im Vergleich zu vielen anderen Systemen nicht einfach kryptische Dateinamen generiert. Stattdessen werden Dateien mit Hilfe vom Symlinks in ein dem Benutzer zugängliches Verzeichnis eingehängt (Slides 25 und folgende).
Abends fand eine Party statt, an der ich dieses Jahr nicht teilgenommen habe. Ich habe aber gehört, dass es wie immer sehr lustig gewesen sein soll, und die leeren Vortragshallen und verquollene Gesichter am nächsten Morgen bestätigten dies. Die TYPO3 Community kann eben nicht nur programmieren, sondern auch feiern.
Einen sehr spannenden Vortrag hat Poul-Henning Kamp, der Erfinder des Varnish-HTTP-Cache gehalten. Anhand von Grafiken zeigte er den Performance Boost, den Varnish bei Webseiten erreichen kann. Dann zeigte er Auszüge aus Konfigurationsdateien, erklärte die Funktionsweise von Varnish. Auch wenn mich das Thema nicht direkt betrifft, war ich sehr beeindruckt. Slides habe ich leider keine gefunden, aber einen Blog-Eintrag:
Blog-Eintrag zu Optimierung mit Varnish
Ebenfalls spannend war der Vortrag zum Aloha-Editor. Der Aloha-Editor ist nicht irgendein weiterer RTE: keine IFrames, Buttons abhängig vom Kontext, Auto-Save und Floating. Einfach mal ausprobieren: Aloha Demos. Ausserdem wurde in den 45 Minuten-Vortrag präsentiert, wie man den Editor (der ebenfalls auf ExtJS) basiert, mit eigenen Modulen erweitern kann, dafür reichen ca. 20 Minuten und 50 Zeilen Code.
Ich hatte leider nicht genug Zeit für die Vorträge am Nachmittag, obwohl mich Thema Fluid (Template-Framework) ebenfalls sehr interessiert.
Slides Advanced Fluid
Slides Fluid for Designers
Als Fazit kann ich nur sagen, dass mir die Konferenz sehr gefallen hat. Die (meisten) Vorträge sind informativ und gleichzeitig unterhaltsam. Die Konzepte und Ideen, die für FLOW3 und Phoenix entwickelt werden, sind großartig. Einiges davon kann man sicher auch in eigenen Projekten verwenden: Aloha Editor, Security Konzepte, ExtJS. Ich bin überzeugt, dass die neue TYPO3 Version 5 die TYPO3-Kritiker (ja, die gibt es noch) umhauen wird. Außerdem finde ich die TYPO3-Community sehr sympathisch, weil so viele Leute freiwillig und aus vollem Herzen an etwas arbeiten woran sie glauben. Und das Ergebnis dieser gemeinsamen Arbeit ist viel mehr als nur eine Ansammlung von Spaghetti-Code einer Hacker-Gruppe, sondern durchdachte und gut konzeptionierte Software.
PS: Essen war gut und reichlich da, Kaffee floss in Strömen und zum Mitnehmen gab’s ein T-Shirt (rot, sehr schick), Tasche, Moleskin-Notizbuch und viele Minz-Pastillen 🙂
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