Es mag der Eindruck entstehen, als würde ich nicht mehr lesen. Das stimmt natürlich nicht. Ich bin nur vor einiger Zeit auch auf Hörbücher umgestiegen. Als junge Mutter hat man wenig Zeit zum Lesen, dafür geht man oft genug mit dem Kinderwagen spazieren, da bietet es sich doch an, dass man Hörbücher hört.
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Beiträge der Kategorie books
Zoran Drvenkar – Du
Bewertung: 8/10
Es werden mehrere Geschichten parallel erzählt, dabei wird der Leser direkt mit Du angesprochen und wird zu der Person, die gerade in diesem Kapitel die Hauptrolle spielt. Mal ist es ein Mann, der gelegentlich ruhig und gelassen mehrere Menschen tötet. Mal sind es Mädchen – Teenager, die versuchen mit einem Haufen Drogen zu verschwinden. Mal ist es „der Logist“ Ragnar, der die Mädchen sucht und die Drogen wiederfinden möchte. Am Anfang ist es recht verwirrend, weil dieser Schreibstil mir bisher nicht untergekommen ist. Ändert sich die Person, in der man gerade drinsteckt, dann ändert sich auch die Sprache ein wenig. Junge Mädchen reden nunmal anders als 40-jährige Herren. Am Anfang dauert es, bis das Buch in Fahrt kommt. Die Personen werden erstmal vorgestellt, banale Dialoge geführt. Die Geschichten entwickeln sich unabhängig voneinander, bis man dann begreift, dass sich die Wege der Personen an einigen Stellen doch kreuzen. Das fiese ist, dass die Erzählreihenfolge nicht gleich der Reihenfolge der Geschehenisse ist. Am Anfang hat man ein Puzzle mit vielen Teilen, während man liest, setzt man diese Teile zusammen und fängt an ein Bild zu erkennen. Das Buch fesselt ohne brutal oder reisserisch zu sein und behält die erreichte Spannung bis zum Schluss bei.
Daniel Glattauer – Gut gegen Nordwind
Bewertung: 9/10
Emmi will ein Zeitschriften-Abo kündigen und vertippt sich bei der E-Mail-Adresse, dadurch landet die E-Mail bei Leo Leike. Dieser weist sie auf den Fehler hin und damit wäre die Kommunikation zwischen den beiden beendet gewesen, wenn Emmi nicht eine Weihnachts-Massenmail geschrieben hätte, die Leo dann auch noch bekommt. Ab dann schreiben sich die beiden, ohne sich näher kennen zu wollen. Am Anfang ist es lustig, dann wird die Unterhaltung zwischen den beiden immer mehr zu einem Flirt, dann entstehen (im Weinrausch) romatische Gefühle. Emmi ist jedoch verheiratet und Leo heult gelegentlich seiner vergangenen Beziehung hinterher. Dann wollen sich die beiden treffen (das schon nach einem Drittel des Buches). Wenn sie sich treffen, was passiert dann noch in den restlichen zwei Dritteln? Sie verabreden sich nachmittags in einem Cafe und wollen wissen, ob sie sich erkennen. Danach wird die E-Mail-Konversation fortgesetzt und sie rätseln, wie der andere ausgesehen haben mag. Sie unterhalten sich weiter per E-Mail über private Themen und schließlich sind die beiden verliebt in das Bild, das sie sich von der andern Person erschaffen haben. Ist es bereits fremdgehen, was Emmi da macht? Kann man sich in einen Menschen verlieben, dessen Stimme man nicht mal kennt? Werden sie sich jemals treffen? Es bleibt spannend bis zum Schluss und man durchlebt Höhen und Tiefen mit den beiden bis zu einem Ende, das einen nachdenklich stimmt.
Nele Neuhaus – Schneewittchen muss sterben
Bewertung: 9/10
Tobias Sartorius hat 10 Jahre im Gefängnis gesessen für einen Doppelmord. Er soll nach einem Fest seine Freundin und seine Ex getötet haben, die Verurteilung basierte auf Indizienbeweisen und die Leichen wurden nicht gefunden. Er kehrt in sein Heimatdorf zurück, was die Dorfbewohner veranlasst, ihn zu mobben. Die siebzehnjährige Amelie findet die Geschichte von früher sehr spannend, freundet sich mit Tobias an und versucht herauszufinden, was vor zehn Jahren passiert ist.
Es war der beste Krimi, den ich seit längerer Zeit gelesen habe. Vor Anfang an ist klar, dass Tobias es eigentlich nicht getan haben kann, denn seine Beschreibung fällt sehr positiv aus. Daher ist die Frage – wer wars dann? Als nach und nach immer mehr Details klar werden, kann man als Leser aus den vielen Verdächtigen (eigentlich das ganze Dorf) versuchen, den eigentlichen Täter herauszupicken. Die Spannung wird dabei konstant gehalten. Als ich in der Mitte des Buches angekommen war und schon vieles (wie ich dachte) bekannt war und ich mich fragte, wie es denn in der zweiten Hälfte weitergehen soll, war ich am Ende überrascht, dass es doch noch so viel zu erzählen gab.
Tom Rob Smith – Child 44
Bewertung: 8/10
Der Geheimdienstoffizier Leo arbeitet für den NKWD und sorgt dafür, dass Gegner des Regimes ausfindig gemacht und bestraft werden. Am Anfang wird er als skrupel- und herzlos beschrieben. Als er jedoch sich weigert, unschuldige Kinder eines angeblichen Verräters zu töten, wird er von einem Kollegen, der schon lange an seinem Posten interessiert ist, selbst als möglicher Spion dargestellt. Er wird zusammen mit seiner Frau in eine unwirtliche Gegend versetzt. Dort werden allerdings auch Kinder auf die gleiche Art und Weise getötet, so wie der Sohn eines Kollegen in Moskau, was Leo dazu bewegt, über Mord nachzudenken und auf einege Faust zu ermitteln. Da in dem damals herrschenden System Mord nicht existieren kann, weil es nicht ins Konzept passt, wird er immer mehr zum Gegner des Regimes.
Ein sehr gut geschriebener und spannender Thriller mit überraschenden Wendungen und einem außergewöhnlichen Motiv für die Morde. Es mag sein, dass bei der Recherche einige Details nicht genau überprüft wurden, das stört beim lesen einer Thrillers aber wenig, solange es sich um Kleinigkeiten handelt. Die Wandlung vom skrupellosen regimetreuen Geheimdienstoffizier zum guten Menschen ist evtl. ein wenig unglubwürdig, aber das ist ja in vielen Büchern so.
Frank Schätzing – Limit (Hörbuch)
Bewertung: 7/10
Frank Schätzing ist ein Meister der deutschen Sprache, bei all den Details und scheinbar unwichtigen Handlungssträngen und Charakteren wird es kein bisschen langweilig. Die Beschreibungen der Charaktere und der Orte sind sehr ausführlich, was mir persönlich gut gefällt und zum Teil der großartigen Weise des Autors zu verdanken ist. Der Vorleser hat eine sehr angenehme Stimme und schafft es, durch stimmliche Kontraste die unterschiedlichen Gesprächspartner rüberzubringen. Allerdings fand ich die Auflösung etwas langweilig. Als klar wurde, dass es sich bei der Bedrohung um eine Bombe handelt und das Mondhotel nach und nach zerstört wurde, hat sich die Geschichte nicht mehr weiterentwickelt. Was im Film gut funktioniert, Action nämlich, ist ausgeschrieben (oder vorgelesen) etwas langweilig. Insgesamt hätte man die zweite Hälfte schneller abwickeln und auflösen können. Vor allem weil mir schon recht schnell klar war, wer der Oberbösewicht ist.
Alina Bronsky – Scherbenpark
Bewertung: 7/10
Die Russin Sascha lebt in einem Solitär, mit ihren Geschwistern, betreut von der Großtante. Nachdem ihre Mutter von ihrem Stiefvater ermordet worden ist und sie an nichts anderes denken kann, als ihn dafür umzubringen, lernt sie einen Journalisten und seinen Sohn kennen.
Ich kann mich nicht ganz den Kritiken anschließen, die das Buch bis in alle Himmel loben und die Autorin als „Newcomerin des Jahres“ bezeichnen. Allerdings habe ich andere Newcomer bisher nicht gelesen. Es ist ein ineressanter Roman. Der Anfang ist witzig, und ich als lange in Deutschland lebende Russin konnte so vieles nachvollziehen und musste häufig schmunzeln. Danach wirds allerdings chaotisch. Meiner Meinung nach ist der Stil des Romans nicht besonders konsequent eingehalten und die gelegentlichen Sprünge in der Erzählung sind verwirrend.
Tommy Jaud – Resturlaub
Bewertung: 7/10
Ich war positiv überrascht. Die Geschichte ist zwar ein wenig abgefahren, aber witzig. Der Typ (Protagonist) macht die typischen Fehler: bedenkt die Zeitverschiebung und die anderen Jahreszeiten nicht, informiert sich vorher nicht über die Gebräuche des Landes. Aber er ist nicht dumm, sondern unvorbereitet. Die Beschreibung der Charaktere war so ausführlich (oder so allgemein, wie manns nimmt), dass man sich z.B. die Touristin Heidi mit ihrem schäbischen Dialekt ziemlich gut vorstellen konnte.
David Safier – Mieses Karma
Bewertung: 5/10
Die Idee des Buches an sich ist sehr witzig – ein schlechter Mensch, in diesem Fall die Protagonistin, wird wiedergeboren – als Ameise. Ihr wird die Möglichkeit gegeben, gutes Karma zu sammeln, um dann weiter in der Evolutionsleiter aufzusteigen, um am Ende evtl. als Mensch wiedergeboren zu werden. Der Anfang des Buches war ausführlich und detailreich – dem Todestag mit allen Details wurden locker die ersten 50 Seiten gewidmet. Die erste Wiedergeburt als Ameise war dann auch noch sehr detailreich, obwohl da schon die ersten Logikfehler auftauchten. Dann gehts erzähltechnisch nur noch bergab. Die weiteren Leben werden immer weniger ausführlich beschrieben: Meerschweinchen, Kalb, Regenwurm. So als ob dem Autor die Ideen ausgehen würden. Der Höhepunkt meiner Enttäuschung war die am Ende eines Kapitels eingeworfene Phrase „und er nahm mir das Augenlicht“, was im Kontext heißt, dass die als Hund wiedergeborene Kim nun blind ist. Doch direkt im nächsten Kapitel ist davon überhaupt nicht die Rede, sie kann plötzlich wieder sehen und ist im Haus bei ihrem Ex-Mann. Dann wurde es immer chaotischer und die Zusammenhänge immer weniger nachvollziehbar. Ob dem Leser das Ende gefällt, sei dahingestellt, ich fand es banal und unpassend.
Andreas Eschbach – Ausgebrannt (Hörbuch)
Bewertung: 6/10
Es ist schon bewundernswert, wie Andreas Eschbach am Anfang viele Handlungsstränge präsentiert, die dann wie viele kleine Fäden verwebt, bis sich ein Bild des ganzen ergibt. Hinzu kommen noch die Zeitsprünge, die dazu führen, dass sich eine spannende Geschichte entwickelt. Allerdings kam für meinen Geschmackt die Auflösung viel zu schnell. D.h. der Kollaps und die Ölkrise waren bereits in der Mitte des Handlung bereits eingetreten und danach flachte die Geschichte ein wenig ab. In der ersten Hälfte wurden viele Zusammenhänge detailliert beschrieben, später wurde ähnliche Zusammenhänge schnell abgearbeitet. Außerdem hat es mir gefehlt, dass Block nochmal in der Geschichte vorkam. Das Ende war dann fast lahm – der Epilog hat nur noch erneut vermittelt, dass Plastik in einer Welt ohne Öl ein teueres Gut ist. Was mir bei Eschbach aber immer wieder gut gefällt, ist der Mangel an übertriebenen Action-Szenen, im Gegensatz zu manch anderen Autoren, die ein Buch wie ein Drehbuch erscheinen lassen.
Der Vorleser Ulrich Noethen trägt viel dazu bei, dass das Buch spannend und plastisch erscheint. Dem Italiener verpasst er einen Akzent, die Stimme einer alten Frau ist fast nur gehaucht. Somit bekommt fast jeder Charakter eine eigene Klangfarbe.
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